Am 23. April fand am GMM der Welttag des Buches statt, in diesem Jahr allerdings schwerpunktmäßig in digitaler Form. Trotz dieser so nicht geplanten Form gab es viele beeindruckende Ergebnisse.
Ein von den Zugvögeln der Unterstufe unter Federführung von Alexandra Röhl und Mirjam Winkler erstelltes Padlet finden Sie hier:
Die Klasse 8d erstellte zu selbst ausgewählten Jugendbüchern ansprechende Plakate.
Von den Ergebnissen des Lesewettbewerbs kann man sich auch aktuell noch in der Pausenhalle überzeugen.
Sowohl im Deutschunterricht selbst als auch bei Leistungserhebungen entstehen immer wieder äußerst lesenswerte Texte. Eine kleine Auswahl davon finden Sie hier:
Außerdem sind während der Faust-Lektüre in den Deutschkursen von Frau Müller und Frau Selg beeindruckende kreative Auseinandersetzungen entstanden.
Mebis: Das Monster aus dem Internet?
„Die Schulen bleiben bis auf Weiteres geschlossen.“ Als ich Anfang März eine derartige Nachricht las, war meine Reaktion überraschter Unglaube. Ich war bereits zuhause, da ich meine Weisheitszähne gezogen bekommen hatte, sah diese Entwicklung daher nur aus (relativer) Ferne. Aber tatsächlich: Die Schulen waren am nächsten Montag zu und, wie ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnte, würden es auch für Monate bleiben. Nach der anfänglichen Überraschung setzte ein Feriengefühl ein. Ich durfte ausschlafen, zocken und Videos schauen und hatte nichts zu tun.
Ich möchte mich an dieser Stelle erst einmal vorstellen: Hallo, mein Name ist Eva, ich bin 17 Jahre alt und gehe in die zwölfte Klasse eines Münchner Gymnasiums. Ich habe die Hälfte meiner elften Klasse zuhause verbracht und wollte, wie wir Teenager es so gerne tun, meine Meinung und meine Erfahrungen in die Welt hinausposaunen, auf das ein jeder an meiner unendlichen Weisheit teilhaben mag.
Meine Corona-Zeit begann wie bei vielen mit einem absoluten Verlust jeglichen Alltags. Die letzten zehn Jahre wurde mir von der Schule eine Routine aufgedrängt, die jetzt plötzlich weggebrochen war. Dieses anfänglich befreiende Gefühl mutiert jedoch rapide zu Langeweile und frustrierender Unproduktivität, soweit, dass es erleichternd war, als ich meine Aufgaben online erhielt. Für etwa zwei Tage. Aufgrund einer ungesunden Mischung aus der Technik-Inkompetenz mancher Lehrer, dem häufigen Abstürzen der Plattform „mebis“ und meiner eigenen Trägheit war es enorm schwierig für ich, eine gute Balance zwischen Arbeiten und Freizeit zu finden. Wie eine Sinusfunktion (Sehen Sie?! Ich hab doch was gelernt!) schwankte meine Motivation, bis ich mich endlich dazu durchringen konnte, meinen Tagesablauf zu ordnen. Problem eins, Arbeiten, gelöst. Oder?
Naja. Ich erledigte nun meine Aufträge sehr selektiv. Die Fächer, die mir Spaß machten, wurden gewissenhaft bearbeitet, andere Fächer (hust, Religion, hust) habe ich mir in diesen Monaten überhaupt nicht angesehen. Dieses sogenannte induktive Lernen, bei dem jeder und jede den zu lernenden Stoff und das Tempo selbst bestimmt, ist zwar laut dem Referendar Fabian Rösch die Grundlage für erfolgreiches Lernen, ist aber so noch nicht wirklich in unserem Schulsystem angekommen. Es ist egal, ob mich der Lernstoff in einem Fach interessiert, die Klausur ist trotzdem zu schreiben. Ich musste mir also im momentanen Halbjahr das Wissen vom letzten aneignen, was natürlich auch zum Teil meine eigene Schuld ist. Die Lehrer konnten hierbei letztes Jahr auch nicht wirklich helfen, der durch das Homeschooling implementierte Abstand hielt sie davon ab, auf Einzelne einzugehen. Viele Lehrer haben diese Schwierigkeit mit Bravour gemeistert, andere konnten damit nicht umgehen oder hatten (irgendwie auch verständlich) sehr wenig Interesse an der Vermittlung des Stoffes.
Dies alles erwähnt bisher noch überhaupt nicht das größte Problem, welches ich sowohl während des Distanzunterrichts als auch jetzt noch bekämpfe: soziale Vereinsamung. Ich würde mich selbst als eher introvertiert sehen, bin meist glücklich damit, alleine in meinem Zimmer zu sitzen, und, holy fuck, ich habe nicht damit gerechnet, wie schnell man sich einsam fühlt. Meine Freunde und ich haben angefangen, Videoanrufe über Discord, Zoom, houseparty und Whatsapp zu führen, aber so etwas ersetzt einfach keinen physischen menschlichen Kontakt. Die einzigen Personen, die ich täglich gesehen habe, waren meine Eltern, was nicht zu einer Verbesserung unseres Verhältnisses geführt hat. Dies scheint ein allgemeiner Trend zu sein, laut der Längsschnittstudie „Sozio-ökonomisches Panel“ aus dem April dieses Jahres ist die Zufriedenheit mit dem Familienleben von 2019 zu 2020 deutlich gesunken, vor allem im Homeoffice.
Wir haben also bisher den Verlust des Alltäglichen, des Lernaufwandes und des Sozialen. Klingt nicht gut für den Distanzunterricht.
Es war aber früher, in den guten alten Zeiten des normalen Zur-Schule-Gehens auch nicht alles besser. Unsere Lehrer sind jetzt viel vertrauter mit der Technik. Oft werden Arbeitsaufträge und zusätzliche Übungsmöglichkeiten auf mebis hochgeladen, damit Schülerinnen und Schüler diese selbst bearbeiten können. Auch das Geheimnis von Videoanrufen über Teams haben die meisten gelüftet. Wir Schüler*innen haben gelernt, uns unseren Tag selbst zu organisieren, ohne diese Fähigkeit würden wir im Studium vermutlich ziemlich auf die Nase fliegen.
Insgesamt litt der Distanzunterricht meiner Meinung nach vor allem an fehlender Organisation. Niemand hat damit gerechnet, niemand war darauf vorbereitet. Die technischen Möglichkeiten, das Homeschooling zu verbessern, sind da, man muss aber anfangen, diese aktiv zu nutzen. Was es hier jedoch definitiv zu beachten gilt: Ich komme aus einer recht wohlhabenden Familie. Ich habe einen PC und ein Tablet, um mein Schulzeug zu erledigen. Ich habe ein eigenes Zimmer, in dem ich ungestört arbeiten kann. Ich habe Eltern, die beide Akademiker sind. Viele haben diese Privilegien nicht. Distanzunterricht hebt diese Unterschiede hervor und führt zu extrem unterschiedlichen Bedingungen zwischen Reich und Arm, zwischen Privilegiert und Benachteiligt.
Momentan sind wir alle wieder in der Schule, zwar mit Maske und Abstand, aber dennoch relativ normal. Und dennoch liegt der Gedanke an das Homeschooling in der Luft. Wenn es wieder heißt: „Ab nach Hause, die Schulen schließen!“ steckt diesmal hoffentlich mehr Planung dahinter, um es Schülern und Lehrern einfacher zu machen, zumindest etwas dem Unterricht Ähnelndes aufrechtzuhalten.
Eva P., Q12
Experimente mit Jugendsprache (Klasse 8d, Frau Kratzer)
Experimente mit Jugendsprache (Klasse 8d, Frau Kratzer)
Der Klimawandel
Willst du auch mit Kohle handeln?
Du wärst für mich ein Ehrenmann
Wegen dir würd‘ sich das Klima wandeln,
tu es bitte, just for fun!
Hast du gar nicht so viel Zeit?
Kriegst bestimmt auch viele Kunden!
Dass es im Winter nicht mehr schneit?
Die Schneekanone ist bereits erfunden!
Wenn es im Winter wärmer wäre
wär‘ es nicht mehr ganz so kalt,
wir hätten ne legendäre Atmosphäre!
Ich weiß nicht, wann der Rest es schnallt.
Wer will denn immer noch Ski fahren?
Wer braucht denn den öden Wald?
Den haben wir doch schon seit Jahren!
Langsam wird er ganz schön alt.
Der Weihnachtsmann könnt baden gehen.
Und alle Wichtel mit!
Das haben die noch nie gesehen.
Schneematsch ist doch Shit!
Silvester ohne heißem Tea,
In T-Shirt weit nach oben schau‘n,
Im Hintergrund mit Atomenergie,
so richtig große Scheiße bau‘n!
Leider werden wir nichts erreichen.
Die Grünen uns im Wege steh‘n!
Weil es Leute gibt, die Robert Habeck heißen.
Hat irgendwer grad‘ paar Ideen?
Ole J., 8d
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Wintergedicht
Im Winter muss es schneien, aber es schneit nicht – isso,
das feiern viele Kinder leider nicht so!
Uns juckt es nicht, chillen in Bars ohne Licht,
chillen mit Homies, diggah unterste Schicht.
Weihnachten ist uns egal? Nicht ganz so!,
krasse Christmas Angebote bei Liferando.
Viele nice Sachen im Winter,
feiern ein Semester Silvester,
stehen alle vollkommen dahinter,
böllern uns die Seele raus, JD Weihnachtsschlussverkauf.
P1,P2, P3 P4, alles kaufen wir,
Booster von Nico aus Rico,
Batterien von Funke, da riecht man Lunte,
Ü-Boxen bocken bei Postverkauf,
wir könnten weiter labern, aber haben kein Bock mehr drauf.
Wir riechen schon die Effektmenge gut,
tagelang träumen wir von dem Zeug, nur Mut –
dieses Jahr kein P2, P3, P4 – Wut!
Viele nice Sachen im Winter,
– Schneebälle –
Stehen alle vollkommen dahinter,
werft die Bälle weg, in den Dreck!
Wir machen große Schlachten,
formen die Schneebälle,
lachen über Sachen, die wir machen,
schmeißen die Schneebälle,
formen wieder neue,
zeigen keine Reue,
geh’n wieder rein, sind anders dreckig,
machen uns’re Augen schnell wieder viereckig.
Viele nice Sachen im Winter,
– Weihnachten –
Stehen alle vollkommen dahinter.
Ja, schenken uns anders viel, vielleicht sogar ein Spiel.
Heilig Abend ist mal wieder unwiderruflich gekommen,
Bescherung!
Doch hast du alle Sachen ausgepackt, ist die krasse Freude genommen.
Beherrschung!
Zählen alle Leistungen des Christkindes nach,
nicht viele,
womit die Freude brach?
ein Staubsauger von Miele.
Sebastian S., 8d
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Heute ist alles voll weiß
Das ist mega nice
Jeder Dude ist im Schnee
Nur die Alten trinken Tee.
Die Kids am Berg draußen rodeln gehen
Nur ein paar lost oben stehen
Rausgehen? Gar keinen Bock!
Da krieg ich doch bloß nen Kälteschock.
Elisa B., 8d
Großstadtlyrik (Kurs 2d1, Herr Grüner)
Großstadtgedicht
Du bist hier nicht ein Name
Du bist hier nur ein Jemand
Jemand, den man in der U-Bahn sah.
Jemand, der in die Nähe zieht.
Jemand, den man auf der Arbeit sieht.
Jemand, der ist halt einfach da.
Es sind so viele Jemande,
meist ist es nur die Masse
Eine Masse, in der man kein Gesicht sich merkt.
Eine Masse, die einen nicht wahrnimmt.
Eine Masse, in der man nur noch schwimmt.
Eine Masse, die deine Abneigung stärkt,
auf diesen Ort ohne Individualität.
Eva P.
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Städtetrip
Ich war gestern Abend saufen,
und hab mich danach verlaufen.
Plötzlich steht ein Typ vor mir, Jacke auf:
„Willst du was kaufen“
Sag grad so ja,
dann geht’s schon los,
„Bist du noch da?“
Die Häuser um mich riesengroß.
Die Lichter um mich viel zu hell.
Meine Augen, ich kann… Ich laufe schnell,
in die nächste Straße rein,
So viele Menschen, hört auf zu schreien!
Ich gehe unter in den Massen,
Sie haben keine Gesichter.
Krieg keinen von denen zu fassen
Ein Gewirr aus Farben und Lichtern.
Carlotta M.
"Olympia und der Regenbogen“ (Q12, Marlene Hinz)
Olympia und der Regenbogen
23.Juni 2021 – in München ist es durch die UEFA verboten, die Allianz Arena während eines EM–Spiels in den Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen.
Die Stadt, Deutschland und Europa finden an diesem Abend andere Möglichkeiten, die LGBTQIA+ – Idee auf die Fassaden und in die Wahrnehmung zu rücken.
Ein gesellschaftliches Statement – dass jedoch nicht so einfach von einem politischen zu trennen ist – und ein Anfang.
Ein Anfang für mehr politisches Engagement im Sport!
„Durch die Verbindung des Sports mit Kultur und Bildung sucht der Olympismus, einen Lebensstil zu schaffen, der auf der Freude an Leistung, auf dem erzieherischen Wert des guten Beispiels, der gesellschaftlichen Verantwortlichkeit sowie auf der Achtung universell gültiger fundamentaler moralischer Prinzipien aufbaut.“ So steht es in der Olympischen Charta unter Grundlegende Prinzipien des Olympismus im ersten Punkt.
Müsste das nicht aber auch bedeuten, dass auf gesellschaftspolitischer Ebene eine Positionierung des IOC erfolgen muss?
Wie lassen sich vor diesem Hintergrund Bauruinen ehemaliger Olympiastätten, Menschenrechtsverletzungen beim künftigen Ausrichter China und Olympia–Qualifikationen in Staaten mit autoritären Regimen wie Katar erklären?
Gute Beispiele sind das natürlich nicht. Laut der Olympischen Charta sollten Sportler nicht zuletzt der Jugend der Welt unter anderen in moralischen Fragen ein Vorbild sein – der IOC selbst ist es jedoch nicht. Er selbst wird der eigentlichen Forderung nach moralischem Vorbild und gesellschaftlicher Verantwortung nicht gerecht. Durch die Wahl des künftigen Austragungsort China führt er seine eigenen Grundsätze ab absurdum und verrät seinen eigenen Anspruch auf Fairness, Freundschaft und Respekt, den er den Athleten abverlangt. Das Gleichheitsprinzip muss dem materiellen Profit weichen.
Es wäre wünschenswert, wenn von Seiten der Olympischen Bewegung Impulse in die von der eigenen Charta verlangte Richtung ausgingen – eine politische Positionierung wäre dann aber unausweichlich – von vielen aber dringend gewünscht.
Zwar hat im Hinblick auf die Spiele in Tokio eine gewisse „Aufweichung“ der Regel 50, die jegliche „politische, religiöse oder rassistische Demonstrationen oder Propaganda“ verbietet, stattgefunden. Was überfällig und zeitgemäß ist. Denken wir nur an den Kniefall vor Beginn eines Fußballspieles.
Die Sportler scheinen also bereit, warum nicht auch die übergeordnete Organisation? Ganz zu schweigen von den durch Greta Thunberg ausgelösten Klimaprotesten, die die Öffentlichkeit sensibilisieren und angesichts derer sich verrottende olympische Ruinen nicht länger rechtfertigen lassen.
Ein Anfang im „Kleinen“ ist also gemacht – aber noch handelt es sich nur um minimale Protestmöglichkeiten der Sportler selbst. Im Moment steht den Möglichkeiten ein Übergewicht der profitorientierten Institutionen gegenüber und so kommt es momentan noch einem Kampf gegen Windmühlen gleich.
Die Welt wartet aber auf deutlichere Positionen und Problembekennungen, sowie Anprangerungen durch die Olympische Bewegung selbst.
Die Welt erwartet einen Regenbogen über allen kommenden Spielen!
(Kommentar von Marlene Hinz)
Weitere Informationen zu unserem „Zugvogel“-Programm finden Sie hier.
Der Welttag des Buches am 23. April wurde auch zum Anlass genommen, unsere Schülerinnen und Schüler nach Buchtipps zu fragen. So entstand diese ansprechende Lesecouch der Klasse 8a von Frau Müller
Leseclub am GMM
Seit einigen Jahren schon ist der Wahlunterricht Leseclub eine feste Institution am GMM. Für die regelmäßigen Treffen wird die Schulbibliothek genutzt, die mit gemütlichen Sitzgelegenheiten und viel Lesefutter für eine absolut inspirierende Umgebung sorgt. Weitere Buchideen bekommen wir von einer kleinen Schwabinger Buchhandlung, die uns im Frühjahr und Herbst jeweils mit brandaktuellen Leseexemplaren versorgte. Im November besucht der Leseclub meist die Bücherschau im Gasteig, im März dann die Münchner Junior Bücherschau im Stadtmuseum, um in die Bücherwelt der Neuerscheinungen und Klassiker einzutauchen. 2018 /19 ist unser Leseclub von einem Münchner Verlag ausgewählt worden, als Testleser zweier unveröffentlichter Jugendromane in Aktion zu treten. Viele unserer Vorschläge sind in dem mittlerweile erschienenem Roman von dem Verlag umgesetzt worden. Für neue Testleseprojekte steht der Leseclub schon bereit!
Jeden zweiten Dienstag tauchen wir ein in die Welt der Bücher, denn Bücher sind für uns wie für Meggie in Cornelia Funkes Tintenherz ein „Zuhause (…) – vertraute Stimmen, Freunde, die sich nie mit ihr stritten, kluge, mächtige Freunde, verwegen und mit allen Wassern der Welt gewaschen, weit gereist, abenteuererprobt.“
Alle haben toll gelesen am 19.11.21, aber gewinnen konnte nur eine!
In diesem Jahr dürfen wir Amelie Petropoulos aus der Klasse 6d zum 1. Platz beim Vorlesewettbewerb 2021 gratulieren. Unser Foto zeigt sie als Dritte von links.
Allen Verantwortlichen herzlichen Dank für die Organisation und Durchführung des Wettbewerbs!
Staatliches Gymnasium München/Moosach
Gerastraße 6 | 80993 München | Tel.: 089-23383100 | Fax (089) 233 83130 | E-Mail: gymnasium-muenchen-moosach@muenchen.de