Projekttage 2018 – Wir leben Demokratie!
Eine demokratische Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass demokratische Werte und Prinzipien auch im Alltag gelebt werden, und das beginnt im zwischenmenschlichen Miteinander, z. B. im Klassenzimmer. Genau dies war der Leitgedanke unserer diesjährigen Projekttage: Am 20. und 21. Februar 2018 konnten unsere Schülerinnen und Schüler fächer- und klassenübergreifend aus einem breiten Angebot von Projekten zum Thema „Wir leben Demokratie“ wählen, die von den Lehrkräften des GMM und einigen engagierten Eltern zu einer Vielzahl von Themen konzipiert worden waren.
Schüler der Unter- und Mittelstufe erforschten dabei die Entstehung der Demokratie von der Antike bis heute. Die Ausstellung der Ergebnisse zeigte deutlich, dass es in einer Demokratie nicht nur um die starke Mehrheit geht, sondern dass auch Minderheiten der ganz besonderen Aufmerksamkeit, Empathie und Wertschätzung bedürfen. So gab es Ausstellungszimmer zum Thema Frauenemanzipation, Homosexualität, Antisemitismus, Leben mit Handicaps usw. Fleißig wurde hier recherchiert, Umfragen wurden durchgeführt und ausgewertet und interaktive Aufgaben erstellt, die zum Nachdenken anregen sollten. Wie Minderheiten sich durch improvisiertes Theater Gehör verschaffen können und wie durch Theater auch gesellschaftliche Muster hinterfragt und Vorurteile abgebaut werden können, wurde beim Forumtheater-Workshop erfahrbar. Die Schülerinnen und Schüler scheuten auch nicht davor zurück, eine improvisierte Streitszene im Schulhausgang eskalieren zu lassen, um später den Zuschauern ihr Verhalten in der Situation spiegeln zu können. Eine weitere Theateraufführung nahm die Zuschauer mit in die Welt des „Kleinen Prinzen“ und regte so zum Nachdenken über das Miteinander von Menschen und Tieren an. Dass Musik Menschen in einer Demokratie zusammenbringen kann, wurde am Beispiel des West-Eastern-Diva-Orchestra gezeigt. Auch künstlerisch betätigen konnte man sich, z. B. im Rahmen der „Little-Art-Org“ im Lenbachhaus, wo Demokratie in all ihren Facetten gemalt wurde, oder in einem Videoworkshop, dessen Ergebnis eine Installation zu unserem Grundgesetz war. Während sich manche auf die Ebene der Politik begaben und über aktuelle Themen wie z. B. die 3. Startbahn in München diskutierten, über die Einflussmöglichkeiten im Rahmen politischer Prozesse informierten, sich im Q12-Planspiel ein tieferes Verständnis des Nahost-Konflikts erarbeiteten oder aber ein Gerichtsverfahren live miterleben durften, entwarf eine Gruppe engagierter Schüler und Schülerinnen ein Konzept für mehr Demokratie an unserer Schule. Inspiration holte sich eine weitere Gruppe beim Besuch des „Wagenplatzes“, einer Kommune, durch die sie basisdemokratische Lebensentwürfe kennenlernten. Die Medien als essentielles Meinungsbildungs- und Partizipationsmedium spielten auch eine wichtige Rolle: Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe verglichen die Darstellung von Mächtigen in Politik und Gesellschaft von Caesar bis Donald Trump und Angela Merkel und ließen von den Besuchern der Ausstellung den Schüler oder die Schülerin des Jahres wählen. Sie beschäftigten sich mit Pressefreiheit, Fake News und dem Datenschutz und wurden selbst aktiv, indem sie eine eigene Radiosendung sowie eine Sonderausgabe der Schülerzeitung zu den Projekttagen gestalteten.
Nicht nur in den Sozialen Medien, sondern auch im täglichen Miteinander sind Kompromissbereitschaft und Sprachsensibilität die Voraussetzung für einen friedlichen und konstruktiven Umgang. Dies wurde im Rahmen eines Workshops sowie bei Abenteuerspielen, beim „Zammgrauft“-Training der fünften Klassen und bei Fairness- und Kooperationsspielen deutlich. Dass unsere Schulgemeinschaft sich kunterbunt aus verschiedenen Kulturen zusammensetzt, haben uns einige Sechst- und Siebtklässler erfahren lassen, indem sie Snacks aus verschiedenen Ursprungsländern zubereiteten und verkauften. Die Einnahmen gingen an einen wohltätigen Zweck. Toleranz und Wertschätzung sind in einer so bunten Gemeinschaft ganz zentral und so ist es besonders schön, dass sich eine Reihe motivierter Schüler und Schülerinnen zu Toleranztrainer bzw. Toleranztrainerinnen ausbilden ließen. Und nicht nur auf diese Weise haben Schülerinnen und Schüler Engagement gezeigt und Verantwortung übernommen: Es wurden erste Ideen für ein Mülltrennungskonzept für das GMM gesammelt und teilweise umgesetzt, und unter dem Motto „Sei keine Flasche – Spende dein Pfand“ wurden Pfandflaschencontainer kreativ gestaltet und aufgestellt. So soll das Leben an unserer Schule Schritt für Schritt nachhaltiger werden. Auf das Thema Nachhaltigkeit machten auch mehrere Gruppen aufmerksam, die sich intensiv mit erneuerbaren Energien, dem knappen Gut Wasser oder der Umweltverschmutzung auseinandergesetzt haben. Bunte Stofftaschen und organisch/vegan hergestellte Badekugeln wurden mit viel Freude bereitet und später verkauft, um die Besucher der Nachmittagsausstellung anzuregen, selbst mehr Verantwortung in unserer Demokratie zu übernehmen.
Zum Abschluss der Projektarbeit hatten die Eltern am Mittwochnachmittag die Gelegenheit, sich ein Bild von dem breiten Projektangebot zu machen. Dabei wurden sie von der Q11 und dem Elternbeirat mit Getränken und leckeren Snacks versorgt. Besonders gefreut hat die Schülerinnen und Schüler dann auch die Einladung des Ministeriums zur Preisverleihung des Bayerischen Innovationspreises Ehrenamt 2018 als Aufmerksamkeit für das Engagement während und auch außerhalb der Projekttage. Dort konnten einige besonders engagierte Schüler und Schülerinnen sowie Kollegen und Kolleginnen unserer Schule neue Ideen für zukünftige Projekte sammeln. Alles in allem waren die Projekttage durch das große Engagement der gesamten Schulfamilie ein echter Erfolg!
Judith Barkowski und Sabine Müller
für das Projekttage-Team
Jahresmotto „Demokratie“ – Jeder ist gefordert!
„Demokratie? Das heißt, dass man wählen darf!“ So oder so ähnlich würde wohl die Antwort vieler Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen ausfallen. Aber ist das wirklich alles? Tatsächlich wäre unsere Demokratie um einiges ärmer, wenn sie sich im turnusmäßigen, pflichtschuldigen Gang zur Wahlurne erschöpfen würde.
Um den Kindern und Jugendlichen aber zu verdeutlichen, dass sich hinter dem großen Schlagwort „Demokratie“ auch Werte und Normen wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Toleranz, Minderheitenschutz, soziale Fürsorge oder ökologische Nachhaltigkeit verstecken, wurde das Schuljahr 2017/18 am GMM unter das Motto „Demokratie“ gestellt. Auf diese Weise wollten wir erfahrbar machen, dass die Erhaltung demokratischer Strukturen eine Sache ist, die die aktive Teilnahme jedes Einzelnen erfordert und es mit Fragen wie „Was geht mich das an?“ oder „Was kann ich alleine schon ändern?“ nicht getan ist.
Nicht zuletzt die Schülerinnen und Schüler selbst zeigten durch einige Ereignisse der letzten Jahre ein verstärktes Interesse an politischen Prozessen. Hier sind natürlich in erster Linie die Präsidentschaftswahlen in den USA und der „Brexit“ zu nennen, die auch am GMM als Zäsuren wahrgenommen wurden. Aber auch Themen wie die Bundestagswahl 2017, der Bürgerkrieg in Syrien, die weltweiten Flucht- und Migrationsbewegungen, der globale Terrorismus oder der Aufstieg rechtspopulistischer Kräfte in Deutschland und Europa sind im Bewusstsein der Jugendlichen vorhanden und führten zu Fragen und Diskussionen im Schulalltag. Und natürlich zeigten sich die Auswirkungen der Politik auch unmittelbar am GMM, als über die Weiterverwendung der Container auf dem Schulgelände diskutiert wurde und sich die Schulgemeinschaft, gerade die SMV, stark engagierte und einen Teilerfolg errang.
Gerade angesichts dieser spürbaren Neugier sollten die Schülerinnen und Schüler mithilfe verschiedenster Projekte, Exkursionen und Aktionen verstehen, was ein demokratisches Zusammenleben ausmacht. Als Highlight sind sicherlich die Projekttage zu sehen, die zu einer nachhaltigen, vertieften Auseinandersetzung mit einem selbst gewählten Thema einluden. Einen Überblick über einige Aktionen liefern die nächsten Seiten. Wir hoffen, dass das Aufgreifen dieses Themas, das wir auch immer wieder im Schulhaus durch Plakate oder aktuelle Nachrichten sichtbar machen wollten, ein wenig dazu beitragen konnte, das Engagement und das Bewusstsein über die eigenen Möglichkeiten in der Demokratie zu stärken.
Sebastian Grüner
für den AK Demokratie (mit Judith Barkowski, Florian Bittermann und Judith Bruniecki)