Der Unterricht im Fach Geschichte ist am Gymnasium von der 6. bis zur 12. Jahrgangsstufe für alle Schüler verpflichtend, das Fach wird in diesen Klassenstufen jeweils 2 Stunden/Woche (10. Klasse einstündig) unterrichtet.
Die Prüfungen zum Abitur können in Geschichte sowohl schriftlich als auch mündlich abgelegt werden, eine Kombination Geschichte / Sozialkunde ist ebenfalls möglich.
Der Geschichtsunterricht soll den Schülern ein Bewusstsein historischer Dimension vermitteln und ihr Verständnis für die Bedingtheiten historischer Entwicklungen und Strukturen fördern. Angesichts der Dimension des Faches erhält ein exemplarisches und kompetenz- und medienorientiertes Lernen immer größere Bedeutung. Die Schüler werden auf der Basis solider Kenntnis des Grundwissenskatalogs an eine selbständige Arbeitsweise herangeführt und lernen, eigene Schwerpunkte zu setzen.
Die Lage unserer Schule in einer bedeutenden Großstadt, die natürlich in vielfältiger Weise in historische Prozesse eingebunden war und ist, eröffnet den Schülern hier besondere Möglichkeiten zur Information und eigenen Gestaltung und Darstellung von Arbeitsergebnissen. Hier spielen die Seminare der Oberstufe eine Rolle, aber auch sinnvoll in den Unterricht integrierte Unterrichtsgänge und Exkursionen, sowie natürlich die Teilnahme an Wettbewerben, Ausstellungen etc.
Bei großer Wertschätzung eines lokal ausgerichtetes Geschichtsinteresses, werden am Gymnasium auch landesgeschichtliche, europäische und weltgeschichtliche Aspekte interessant. Weltoffenheit, Toleranz und die problemorientierte Auseinandersetzung mit historischen Zusammenhängen sind wichtige Voraussetzung für die Herausbildung politischer Verantwortung.
Abiturprüfung im Fach Geschichte bzw. Geschichte/Sozialkunde
Vorbemerkung:
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die folgenden Angaben zu den Abiturprüfungen in Geschichte oder Geschichte/Sozialkunde ohne Gewähr sind. Somit behalten wir uns Irrtümer ausdrücklich vor. Es gilt ausschließlich das zum Zeitpunkt der Prüfung gültige Prüfungsrecht. Verbindliche Auskunft darüber erteilt nur der Prüfungsvorstand.
Allgemeines
Das Kombifach G/Sk ist Pflichtbelegungsfach für alle Halbjahre der Qualifikationsstufe
Die Abiturprüfung kann schriftlich oder mündlich abgelegt werden
Für die Abiturprüfung kann entweder eine reine Geschichtsprüfung oder eine kombinierte Aufgabe aus Geschichte + Sozialkunde gewählt werden
Die mündliche Abiturprüfung – Das Kolloquium
a) Geschichte
Die Kursleiter legen für jedes Halbjahr mehrere Themenbereiche fest und leiten diese an die Schüler weiter.
Die Prüflinge schließen ein Halbjahr aus Q 11 aus (11/1 oder 11/2).
Aus einem der drei übrigen Halbjahre wählen die Prüflinge einen Themenbereich als Schwerpunkt (z.B. Weimarer Republik aus 11/2). Ob die übrigen Themenbereiche dieses Halbjahres abgefragt werden, entscheidet der Kursleiter.
Aus den beiden übrigen Halbjahren können Fragen zu allen Themen gestellt werden.
am Prüfungstag erhält der Prüfling 30 Minuten vor Beginn der Prüfung ein Referatsthema aus seinem Schwerpunktbereich (z. B. Bedeutung des Versailler Vertrags). Die 30 Minuten dienen als Vorbereitungszeit.
In der Prüfung referiert der Prüfling zehn Minuten über sein Thema aus seinem Schwerpunkt, in der Regel erhält er/sie zusätzlich Material. In den anschließenden fünf Minuten sind weitere Fragen zum Schwerpunktthema zu beantworten.
In den übrigen 15 Minuten der Prüfung werden Fragen zu den beiden anderen Halbjahren gestellt (hier: 12/1 und 12/2).
→ Prüfung nur in G: zehn Minuten Referat + fünf Minuten weitere Fragen zum Schwerpunkt + 15 Minuten Prüfungen zu den verbleibenden beiden Halbjahren 12/1 und 12/2
b) Geschichte/Sozialkunde
Die Kursleiter legen für jedes Halbjahr mehrere Themenbereiche fest und leiten diese an die Schüler weiter. Die Themen sind eine Kombination aus Geschichte und Sozialkunde.
Die Prüflinge schließen -analog – ein Halbjahr aus Q11 und ein Halbjahr aus Q12 aus (Bsp. 11/1 G+Sk und 12/1 G+Sk – nicht möglich z. B. Ausschluss von 11/1 nur G oder 12/1 nur Sk)
Aus einem der zwei übrigen Halbjahre wählen die Prüflinge einen Themenbereich als Schwerpunkt. Die Auswahl der Fragen hängt davon ab, ob die Prüfung mit Referat in Geschichte (Variante A) oder mit Referat in Sk (Variante B) stattfindet.
am Prüfungstag erhält der Prüfling 30 Minuten vor Beginn der Prüfung ein Referatsthema aus seinem Schwerpunktbereich. Die 30 Minuten dienen als Vorbereitungszeit.
Der Ablauf der Prüfung hängt davon, ob der Prüfling sein Referat in Geschichte (Variante A) oder in Sozialkunde (Variante B) ablegen möchte. (Verhältnis Geschichte 2:1 Sozialkunde)
1. Prüfungsteil
2. Prüfungsteil
Variante A
10-minütiges Referat im Fach Geschichte (Schwerpunktthema, z. B. Weimarer Republik)
5 Minuten Fragen über Inhalte des zweiten gewählten Ausbildungsabschnittes in Geschichte (z. B. 12/2).
5-minütiges Prüfungsgespräch (inkl. Fragen zum Referat) zum Schwerpunkt in Geschichte.
10 Minuten Fragen über die beiden analogen Ausbildungsabschnitte (hier: 11/2 und 12/2 aus Sozialkunde
Variante B
10-minütiges Referat im Fach Sozialkunde (Thema hat fächerübergreifende Aspekte, z. B. Soziale Sicherheit).
15 Minuten Fragen nur aus Geschichte zu den gewählten Ausbildungsabschnitten,
5-minütiges Prüfungsgespräch (inkl. Fragen zum Referat) zum Schwerpunkt (z. B. Soziale Sicherheit heute, in Stände- oder Industriegesellschaft) in Geschichte.
soweit diese nicht bereits im 1. Prüfungsteil thematisiert wurden (hier z. B. 11/1 und 12/1)
→Prüfung in G/Sk mit Schwerpunkt aus G, z. B.: Thema 1 (Ursachen des Scheiterns der Weimarer Republik): 10 Minuten Referat + 5 Minuten Zusatzfragen zum Schwerpunktthema, dann 5 Minuten Fragen zu Geschichte aus 12/2 + 10 Minuten Fragen zu Sozialkunde aus 11/2 und 12/2
→Prüfung in G/Sk mit Schwerpunkt aus Sk: z. B.: 12/2 Thema 1 (Entstehung von UNO und NATO und ihre heutige Rolle in der Weltpolitik): 10 Minuten Referat + 5 Minuten Prüfungsgespräch zum Schwerpunktthema, danach 15 Minuten Fragen nur aus Geschichte, sowohl aus 11/2 als auch 12/2
Die schriftliche Abiturprüfung
Die schriftliche Abiturprüfung besteht aus vier Aufgaben (11/1, 11/2, 12/1, 12/2), die sich schwerpunktmäßig mit je einem Halbjahr befassen.
Der Abiturient wählt eine der vier Aufgaben und bearbeitet diese in 210 Minuten
a) Geschichte
Wahl einer der vier Aufgaben, z. B. mit Schwerpunkt 11/2 (insg. 120 BE)
Fragen nur aus dem Halbjahr 11/2 Geschichte (90 BE)
eine Teilaufgabe bietet eine Auswahl von möglichen Problemstellungen an, von denen nur eine bearbeitet werden muss. Allerdings beziehen sich hier alle Optionen auf Halbjahre, die sich vom Rest der Aufgabe unterscheiden (z.B. Aufgabe schwerpunktmäßig aus 11/2 → Wahlaufgaben aus 11/1, 12/1 und 12/2) (30 BE).
b) Geschichte/Sozialkunde
Wahl einer der vier Aufgaben, z. B. mit Schwerpunkt 11/2 (insg. 120 BE)
Erster Teil: Fragen nur aus dem Halbjahr 11/2 Geschichte (80 BE)
Zweiter Teil: 1/3 der Aufgabe besteht aus Fragen aus Sozialkunde zum gleichen Halbjahr wie der Geschichtsteil der Aufgabe, d. h. Schwerpunkt der Geschichtsaufgabe ist 11/2 (80 BE)
→ halbjahresübergreifende Teilaufgabe G entfällt, Aufgabe Sozialkunde auch aus 11/2 (40 BE)!
→ beim Kombifach ist eine stärkere Spezialisierung auf einzelne Halbjahre möglich!
StR Sebastian Grüner für das Fach Geschichte
GMM Geschichte Grundlegende Daten und Begriffe
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Erinnern heißt Verantwortung übernehmen – Ein Nachmittag, der Spuren hinterließ
Krieg, Hass, Zerstörung – und über allem steht die Entmenschlichung. Sechs Millionen Menschen, sechs Millionen Jüdinnen und Juden, sechs Millionen Opfer des NS-Regimes.
Man könnte meinen, dass die Menschheit aus diesen Gräueltaten gelernt hätte. Man könnte hoffen, dass im Jahr 2025 Friede und Menschlichkeit die Norm wären. Doch sobald wir den Blick weiter richten, wird schnell deutlich, dass Fremdenhass, Religionsfeindlichkeit und Extremismus noch lange nicht besiegt sind.
Verantwortung – ein Wort, das den Nachmittag des 28.01.25 beschreibt und uns dazu auffordert, nicht wegzusehen. Verantwortung bedeutet, sich dem Hass entgegenzustellen, Verantwortung bedeutet, nicht zu schweigen, wenn Unrecht geschieht. Verantwortung bedeutet, für eine Welt einzustehen, in der Menschen friedlich und respektvoll koexistieren.
Am Dienstag, den 28.01.25, versammelten sich einige Schüler der Q12 gemeinsam mit Herrn Grüner und Frau Bruniecki vor der Ostpforte des Bayerischen Landtags, um an einem zutiefst emotionalen Nachmittag teilzunehmen.
Anlässlich des 27. Januars 2025, dem Gedenktag an die Opfer des Holocausts, wurde im Bayerischen Landtag ein Programm mit dem Titel „Back to Kaunas. Das andere Leben“ zusammengestellt, das sein Publikum mit persönlichen Geschichten, Zeitzeugenberichten und musikalischen Darbietungen in eine Zeit zurückversetzte, die von Angst und Leid geprägt war. Während der Veranstaltung bekam man eine vage Vorstellung davon, welch unermesslichen Schrecken Millionen von Menschen damals ertragen mussten – ein Hauch von Angst, ein leises Echo des Grauens.
Gegen 16 Uhr begann die Lesung der Autobiografie von Solly Ganor durch den Schauspieler Thomas Darchinger, untermalt von den ergreifenden Klängen eines live zugeschalteten ukrainischen Streichquartetts.
Solly war erst 12 Jahre alt, als er und seine Familie im Sommer 1941 von den Besatzern in Ghettos gesperrt wurden. Ab diesem Moment sollte sich sein Leben für immer verändern. Hunger, Zwangsarbeit, Exekutionen – Schrecken, die zur täglichen Realität wurden. Vor den eigenen Augen ermordete Familienmitglieder, die allgegenwärtige Angst vor dem nächsten Tag – und dann der Moment, wenn selbst der beste Freund sich plötzlich zum Aggressor bekennt. Es ist der Moment, in dem die eigene Welt in Scherben zerfällt.
Als die Lesung endete, herrschte eine erdrückende Stille. Es gab wohl niemanden im Raum, der nicht tief erschüttert war. Manche verbargen ihr Gesicht in den Händen, andere hatten Tränen in den Augen.
Die Stimmung war so schwer, dass sie viele noch mit in die Pause trugen. Denn es ist eine Sache, in Schulbüchern über den Holocaust zu lesen – eine ganz andere, ihn durch die Worte eines Überlebenden beinahe greifbar zu erleben.
Solly Ganors Geschichte zeigt eindrucksvoll, wozu Menschen fähig sein können – und wie erschreckend einfach es wäre, dass sich Geschichte wiederholt. Besonders beunruhigend ist eine aktuelle Umfrage der Jewish Claims Conference, nach der etwa 12 Prozent der 18- bis 29-jährigen Deutschen noch nie von den Begriffen „Holocaust“ oder „Shoah“ gehört haben. Es ist eine Zahl, die Angst macht – und eine Mahnung, niemals aufzuhören, über diese Vergangenheit zu sprechen.
Nach der Pause hielt die Präsidentin des Landtags, Ilse Aigner, eine bewegende Ansprache und begrüßte dabei den Holocaust-Überlebenden Abba Naor.
Der mittlerweile 97-jährige jüdische Überlebende setzt sich bis heute unermüdlich für die Aufklärung junger Menschen über den Holocaust ein. Er führt selbst Schülerinnen und Schüler durch Gedenkstätten – Orte, die für ihn nicht nur Erinnerung, sondern persönliche Vergangenheit sind. Dennoch sieht er es als seine Lebensaufgabe an, seine Geschichte weiterzugeben.
Während eines Gesprächs mit Abba Naor, dem Fotografen Michael Schubitz – der eine bewegende Ausstellung mit überblendeten Bildern des Holocausts geschaffen hatte – und Mayara Khalifa, Teilnehmerin des Projekts „Always remember. Never forget“ vom CultureClouds e.V., wurde deutlich, mit welch beeindruckender Offenheit Naor über seine Vergangenheit spricht. Trotz der Schwere des Themas überraschte er mit seiner humorvollen Art, machte hier und da eine scherzhafte Bemerkung und betonte, dass Kaunas – der Ort, an dem für ihn das Grauen begann – für ihn immer seine Heimat bleiben würde. Denn dort wurde er geboren, dort lebte seine Familie.
Naors Art war inspirierend. Trotz allem, was er erlebt hat, strahlt er Hoffnung aus, Stärke und die unerschütterliche Überzeugung, dass Erinnern eine Pflicht ist.
Ab 19:30 Uhr hatten die Besucher die Möglichkeit, durch die Bildergalerie von Michael Schubitz zu gehen und sich durch Bild und Text mit der Vergangenheit der Überlebenden auseinanderzusetzen. Es war ein ruhiger, nachdenklicher Abschluss – ein Moment, um das Geschehene auf sich wirken zu lassen.
Ich denke, ich spreche für die meisten, wenn ich sage, dass der Nachmittag des 28.01. definitiv Spuren hinterlassen hat. Besonders in einer Zeit, in der Extremismus und Fremdenhass wieder erschreckend präsent sind, wird es immer wichtiger, Verantwortung zu übernehmen – Verantwortung dafür, dass sich die Geschichte nicht wiederholt, dass wir aus der Vergangenheit lernen und uns aktiv für ein friedliches, respektvolles Miteinander einsetzen.
Es liegt an uns, gegen Hass, Ausgrenzung und Gleichgültigkeit aufzustehen. Es liegt an uns, die Erinnerungen an die Opfer des Holocausts lebendig zu halten – nicht nur an Gedenktagen, sondern in unserem täglichen Handeln.
Von Nadine Götz, Q12
Erfahrungen beim Schulausflug in das Konzentrationslager Dachau
Es ist Donnerstag, der 17. Mai 2019 und miserables Wetter, als wir im Konzentrationslager in Dachau ankommen. „Arbeit macht frei!“ ist der Schriftzug auf der Gittertür zum Innenhof, auf den uns Frau Schulz direkt aufmerksam macht. Ich gehe in den vollkommen umzäunten Hof, in dem zwei Holzhütten (Baracken) stehen. In der Mitte des Hofes stehen, hinter den beiden Baracken, etliche weitere Fassungen, in denen ursprünglich auch mal Unterkünfte gestanden haben. Zwischen Stacheldraht und Innenhof markiert ein grüner Streifen den Bereich der ehemaligen neutralen Zone, in dem sofortiger Schussbefehl galt. Durch den Draht wurde von den Wärtern der todbringende Strom geschickt. Das alles vermittelt nicht den Eindruck, dass man nach getaner Arbeit wieder freikommt. Im Gegenteil, wie wir hören werden.
Gemeinsam mit der Schulklasse und dem Guide gehe ich in eine der Baracken. Diese ist ein Nachbau, der den Wandel der Unterkünfte im Laufe der Zeit darstellen soll. Ich setze mich auf die unbeheizte Bank neben den dreistöckigen Betten. Auf Strohmatten, Kopf an Fuß schliefen hier die Insassen – ein idealer Ort, um sich Krankheiten einzufangen oder sich anzustecken. Der Guide erzählt uns von dem Leben als Häftling. Oft wurde schon um 4:00 Uhr morgens der Befehl zum Durchzählen gegeben, auch wenn das Wetter so war wie heute. Für alles gab es Regeln: Wie sauber der Boden sein muss, wie die Handtücher gefaltet werden sollen, sogar für die Richtung, in die der Henkel der Tasse zeigen soll, gab es eine Vorschrift. Für das Brechen kleiner Regeln konnte man hart bestraft werden. Die langen Arbeitstage verbrachten die Insassen in ihren Arbeitsgruppen. Diejenigen, die es aus Wärtersicht am meisten verdient hatten, arbeiteten auf dem Feld. Frieren im Winter und Hitzewallungen im Sommer waren gerade aufgrund der Unterernährung besonders verheerend. Wärter versuchten den Häftlingen systematisch ihre Persönlichkeit, ihr Selbstwertbefühl durch Angst, Schrecken und Gewalt zu nehmen. So ließen sie Insassen auch dann arbeiten, wenn es nichts zu tun gab.
Ich gehe weiter durch die Baracke, um mir das Bad anzuschauen. Zehn Toiletten in einem Raum, zwei Waschbecken gab es im Nebenraum. Durch den Regen gehen wir in den Duschraum des Konzentrationslagers. Geduscht wurde hier mit eiskaltem Wasser. Nebenbei wurden an Häftlingen wegen Regelbrüchen Strafen praktiziert. Ausgekugelte Schultern und Schulterbrüche waren bei Pfahlhängungen keine Seltenheit. Die für die Arbeit zu schwer verletzten wurden „zum Arzt gebracht“, tatsächlich aber in den sicheren Tod. Mitzählen mussten die Insassen, während sie auf dem Prügelbock geschlagen wurden, der hier ebenfalls zum Anschauen steht. Wer sich verzählt, muss nochmal von neu anfangen. Auf Sprachbarrieren von ausländischen Häftlingen wurde dabei keine Rücksicht genommen. Die Wachen füllten vor der Vollziehung der Strafe ein Formular aus. Der Arzt bestätigte dann durch eine Unterschrift, dass die Anzahl an Schlägen okay sei. Das besonders Makabre: Das Arbeitslager besaß sogar ein eigenes Gefängnis – quasi ein Gefängnis im Gefängnis. Im sogenannten Bunker waren Zellen, in denen Häftlinge zum Teil tagelang der völligen Dunkelheit ausgeliefert waren, um jegliches Raum-und Zeitgefühl zu verlieren. Eine Konsequenz, wenn man Regeln gebrochen hat. Regeln, die durchaus diversen Spielraum zuließen. Es ist auch vorgekommen, dass Wachen durch die Gänge gingen und mit den Worten „Ihr wollt nicht wissen, was wir morgen mit euch machen!“ Stricke in die Zellen warfen.
Rund 500 Meter weiter, quer durch den Innenhof, gelangen wir zum Krematorium. Eine Holzhütte mit zwei Verbrennungsröhren war der Vorgänger der moderneren Verbrennungskammer: drei große Öfen à zwei Verbrennungsröhren. Selbst die konnten der hohen Leichenzahl gegen Ende des Krieges nicht gerecht werden, wie Bilder der Befreiung 1945 zeigen. Vor dem Verbrennungsraum war die Gaskammer, die bis auf einige Testversuche nicht zum Einsatz kam.
Stockt dir auch der Atem? Denn wir versuchen nicht, ein schwarzes Bild von dem zu malen, was wir gesehen und gelernt haben, denn es ist genauso passiert. Man muss sich ein eigenes Bild machen, weshalb Emotionen aus diesem Text so weit wie möglich ferngehalten wurden. Doch wir waren alle von den unmenschlichen Taten der Nazis schockiert. Man kann sich immerhin mal ansatzweise vorstellen, welchem Druck und vor allem welcher Angst die Insassen der Konzentrationslager ausgesetzt waren. Diese Erfahrung sollte keinen kalt lassen. Wenigstens einmal sollte man dort gewesen sein, an dem Ort, an dem viel zu viele Menschen gestorben sind. Diese Erfahrung ist auch durch nichts ersetzbar. Vor allem wenn man bedenkt, dass auch die Schreckensherrschaft der Nazis in einer Demokratie begonnen hat und wir Deutschen jetzt, knapp 85 Jahre später, wieder damit anfangen, Feindbilder zu verbreiten. So etwas wie die Nazidiktatur brauchen wir definitiv kein zweites Mal. Nie wieder!
Viviana Schlöffel, Andreas Spangler, Lukas Maggioni
Drei-Tages-Seminar „Mauer, Zaun und Stacheldraht“ in Mödlareuth
Ein zeitlicher Abschnitt der Geschichte Deutschlands, welcher bewegt. Die deutsche Teilung in zwei kleine Einzelstaaten, die BRD und DDR. Viele Bürger der DDR mussten mit viel Unzufriedenheit kämpfen, die manche auch zu Fluchtversuchen verleitete und manchmal dabei verunglücken ließ. Diese Zeit durften wir, die Teilnehmenden am Leistungsfach Geschichte, bei einem dreitägigen Seminar mit informativen Lehrinhalten nachvollziehen.
Am ersten Tag wurden wir herzlich von Frau Friedrich im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth begrüßt. In der kleinen Einführung erzählte sie uns etwas über die Geschichte und Entwicklung der deutschen Teilung, auch über mögliche Wege aus der DDR, mit besonderem Fokus auf Mödlareuth – auch bekannt als „Little Berlin“, da das kleine Dorf, in dem heute 43 Menschen leben, wie Berlin durch eine Mauer geteilt war. Noch heute gehört ein Teil des Dorfs zu Thüringen, der andere zu Bayern. Im Anschluss hörten wir einen beeindruckenden Zeitzeugenbericht von Dieter Gäbelein, einem ehemaligen DDR-Flüchtling: „Freiheit ist unbezahlbar, aber nicht selbstverständlich“, das war sein Leitmotto. Durch seine Erzählung bekam man einen guten Einblick in das Leben nach seiner Flucht, die Ursachen seiner Entscheidung und die persönlichen Herausforderungen, die mit der Flucht verbunden waren. Danach folgte ein kleiner Rundgang durch das Museum und das Außengelände. Hier konnten wir die original erhaltenen Grenzanlagen, Wachtürme und die Mauer hautnah erleben.
Am zweiten Tag begannen wir mit einem sehr interessanten Workshop zur Fluchtakte von Peter Stegemann. Wir durften selbst in Gruppen „ermitteln“ und konnten so, durch das Analysieren der echten Stasi-Akten, versuchen, dessen Fluchtgeschichte zu rekonstruieren. Durch dieses Projekt wurde uns allen klar, wie viel Mut man aufbringen musste, um eine Flucht durchzuführen, und dass die Chance, lebend über die Mauer zu kommen, mit vielen Mitteln verhindert werden konnte. Später an dem Tag machten wir eine Rundfahrt rund um Mödlareuth und das ehemalige deutsch-deutsche Grenzgebiet, wodurch die Geschichte lebendig wurde, denn die früheren Gegebenheiten konnten an Ort und Stelle nachvollzogen werden. Wir konnten sogar die alte Führungsstelle Heinersgrün besichtigen und auf einen Wachturm hinaufsteigen. Am Ende dieses Tages schauten wir noch einen Film über eine spontane Flucht aus dem Örtchen Großburschla an der hessisch-thüringischen Grenze, der mehrere Seiten beleuchtete: die des Geflüchteten, die der weiteren Dorfbewohner und die der Eltern des Geflüchteten, die mit Repressionen durch die DDR wegen ihres geflüchteten Sohnes leben mussten.
Als Abschluss hatten wir ein zweites Gespräch mit einer Zeitzeugin, nämlich Sabine Popp. Sie erzählte, wie sie aufgrund geringfügiger kritischer Graffitis gegen den SED-Staat, z. B. „Mauer weg“, als 19-jährige wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, und welche Auswirkungen dies auf ihr Umfeld und ihre Zukunft hatte, denn nach zwei Jahren im Gefängnis wurde sie von der Bundesrepublik freigekauft.
Das Seminar war sehr informativ und durch die Zeitzeugenberichte, die Workshops und die Besichtigungen wurde die Geschichte der deutschen Teilung greifbar und verständlich.